Der Weinbau in Wörth und Umgebung

von Ludwig Schindler

1. Aus der Geschichte des Weinbaus in Wörth

Nach Chronikeinträgen, alten Aufzeichnungen, Landkarten und Urkunden waren schon zwischen 800 und 900 nach Christi Geburt alle Hügel um W örth mit Weinreben bepflanzt, und auch in den folgenden Jahrhunderten wurde dem Weinbau besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Daran erinnern heute noch ein paar Flurnamen in der Großgemeinde Wörth, wie zum Beispiel" WEINBERGETZEN", WEINBERGFELD"', " WEINBERGÄCKER"' und " WEINBERGE". Zudem weisen zwei Straßennamen auf den Weinbau in und um Wörth hin. So heißt der Verbindungsweg von Wörth-Hungersdorf nach Wichenbach "Am Weinberg"', und in Hofdorf gibt es den "Winzerweg". Im Presbyterium der Pfarrkirche von Wörth steht eine Figur des heiligen Papstes Urban. In der Hand hält dieser eine Weintraube. Die einheimischen Winzer oder Weinzierl, auch Weinbauern genannt, verehrten ihn als ihren Patron, und so gründeten sie schon im Jahre 1486 die Bruderschaft "SANKT URBANI". Die Bruderschaftsmitglieder erhofften sich von ihrem Schutzherrn, er möge bei GOTT ein Fürsprecher sein, dass die Trauben wohl gedeihen, viel Sonne bekommen und vor Schädlingen und Unwetter verschont bleiben.

Von der besonderen Bedeutung des Weinbaus in Wörth zeugen auch noch mächtige Weinkeller. Hier sei zunächst einmal auf den Keller irn Schloss verwiesen. Der erstreckt sich unter dem Südtrakt mit Festsaal, Martinskirche und Vorderem Schlossstock. Der Zugang zu diesem geräumigen Keller mit einem sehenswerten Ziegelgewölbe ist vom Empfangsraum der Verwaltung von "pro seniore" und von der Westseite des Dienstgebäudes (= Vorderer Schlossstock ). Im Schlossberg sind aber noch zwei weitere ehemalige Weinkeller. Ihre Zugänge sind von der Straubinger Straße aus. Sie gehörten dem Weinbauern und Gerbermeister Seefelder (jetzt Eduard Fuchs) und dem Winzer und Wagnermeister Heitzer, heute Paula Fuchs.

1807 wurden allein in Wörth 29,5 Eimer Wein produziert. Eimer war ein allgemein übliches Maß. Es entsprach 70 Liter. Demnach betrug die Jahresproduktion von 1807 20.405 Liter. Für einen Eimer Wein wurden dazumal je nach Qualität drei bis zehn Gulden bezahlt. 1868 musste man für einen Eimer schon 24 Gulden berappen.

Aber das damals noch vorhandene Weinland verringerte sich fast von Jahr zu Jahr. Im Jahre 1809 waren in W örth noch etwa 50 Tagwerk mit Reben bepflanzt. Von den 14 Gemeinden, die 1869 an der Donau noch Weinbau betrieben haben, lagen elf in der damaligen Distriktsgemeinde Wörth, nämlich Bach, Dernling, Frengkofen, Hofdorf, Kruckenberg, Oberachdorf, Pillnach, Sulzbach, TiefenthaI, Wiesent und Wörth.

Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts waren in Wörth noch die Sonnenhänge von Herrnberg, Lerchenhaube, Riegelberg, Schlossberg und die Anhöhen östlich von Wörth bis TiefenthaI mit Reben bepflanzt. Um 1900 aber ist nur mehr der Schlossberg mit rund sechs Tagwerk als Weingarten zu betrachten.

2. Von der Qualität des Wörther Weines

Der gewerbliche Weinbau war in Wörtb gut 900 Jahre von großer Bedeutung. Das ist sicher auch ein Beleg für die Güte des "Bayernweines"', wie er allgemein genannt worden ist. Er war in guten Jahren und in den besseren Lagen von gelblicher Farbe und immer gehaltvoll. Überliefert wird auch, dass der Regensburger Fürstbischof seinen Bayernwein stolz auch hohen Gästen vorsetzen ließ, sogar den Legaten aus Rom (=Gesandte des Papstes ), die sicher nur guten Wein gewöhnt waren.

Es ist ferner interessant zu wissen, dass nach Aventinus -er gilt als der Vater der bayerischen Landesgeschichte - in Bayern nicht das Bier, sondern der Wein das bevorzugte Getränk gewesen ist. Der Historiker schreibt diesbezüglich: "Der gemeine Mann auf dem Gäu in Bayern sitzt Tag und Nacht bei dem Wein."

3. Das Ende des gewerblichen Weinbaus in Wörth

Der Weinbau stand im 18. Jahrhundert in Wörth und Umgebung wohl in seiner höchsten Blüte. Aber schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts machte sich ein erheblicher Rückgang der Weinproduktion bemerkbar. Davon berichtete das königliche Landgericht Wörth an das königlich bayerische Landesdirektorium in Regensburg am 5. März 1811 u.a. : "Viele zogen bereits den sicheren Kartoffel- und Getreidebau der Rebenpflanzung vor. Keine Rebe steht mehr an den einstigen Weinhängen; Getreidefelder und Waldungen nehmen in Wörth deren Stelle ein."

Der rapide Rückgang des Weinbaus lag an ungünstigen Witterungsverhältnissen, dem Auftreten der Peronospora-Krankheit ( =Falscher Mehltau ) und vor allem in der Konkurrenz der Weine aus besseren deut schen Lagen an Main, Rhein und Mosel und besonders auch am hohen Marktanteil der französischen, spanischen und italienischen Weine.

Dass sich die Weinbauern auf Kartoffel- und Getreideanbau umstellten, ist verständlich, wenn man bedenkt. welch hohen Zeit- und Energieaufwand die Bewirtschaftung eines Weinberges erforderte. Da musste der Boden immer wieder gelockert und von Unkraut befreit werden, die Rebstöcke brauchen regelmäßige Düngung, und der Mist musste meist in Rückentragen, sogenannten .,Kraxen", die oft sehr steilen Hänge hinaufgebracht werden. Daneben müssen die Weinstöcke wiederholt geschnitten sowie gegen tierische und pflanzliche Schädlinge gespritzt werden, und zur Zeit der Reifung der Trauben gilt es diese gegen den Einfall von Amseln, Staren und Spatzen zu schützen.

Die umfangreichen Tätigkeiten im Weinberg fanden ihren Niederschlag in einer Redensart:"Der Wein will täglich seinen Herrn sehen!"

Wenn nun der Absatz von Wein nicht mehr gesichert ist, die teils sehr mühevolle Arbeit sich also nicht mehr lohnt, ist es verständlich. wenn sich die Winzer auf den Hackfrucht- und Getreideanbau umgestellt oder die einstigen Weinberge aufgeforstet haben.

4. Weinlese und Weinausschank

Wie freute man sich früher auf die bevorstehende Weinlese, bei der auch viele Tagelöhner beschäftigt worden sind. Und mit großer Sehnsucht wurde der Wimpel aus Tannenreisig erwartet. der bei den Weinbauern, den sogenannten Weinzierln, gewöhnlich um Martini ( =11. November) als Zeichen der Reife des neuen Weines und des Beginns seines Ausschanks an der Dachrinne des Hauses aufgehängt worden ist.

5. Die Rückbesinnung auf den Weinbau

An den Sonnenseiten von Lerchenhaube, Herrnberg und dem Tiefenthaler Kirchberg haben Hobbywinzer unserer Tage wieder Rebstöcke gepflanzt und gewinnen dort köstlichen Wein. Weinbau in größerem Stile aber wird in Kruckenberg und Bach betrieben. Dort findet der Liebhaber auch ein paar recht empfehlenswerte Weinlokale.

Obstweine das flüssige Brot unserer Heimat

von Fritz Jörgl (veröffentlicht 2008)

Wie sagte schon der bekannte Apfelpfarrer Korbinian Aigner (1885 – 1966) „Der Obstbau ist die Poesie der Landwirtschaft“. Aber der wichtigste Baum von allen Obstbäumen im Garten ist der Apfelbaum. Dies lesen wir schon in der Bibel und wenn diese Bäume in voller Blüte stehen und über Monate vielfältiges Obst tragen, ist das nicht ein Paradies? Besonders in den Dörfern wenn sie die Höfe und Anger schmücken mit jungen und alten, gewaltig und zart gewachsenen Bäumen. Obstbäume vereinen Zierde und Nutzen in einem, den seit langer Zeit sind in unserer Gegend Apfelmost und Apfelwein ein bekanntes Getränk.

Bereits um 1900 gab es in der Gemeinde Kiefenholz im Landkreis Regensburg schon lange eine gemeindeeigene Obstpresse, in der man Äpfel und Birnen presste. Am Kiefenholzer Dorfanger gab es vor 100 Jahren schon ca. 80 Äpfel-, Birnen- und einige Zwetschgenbäume. Dieser Platz hat sich bis heute nicht wesendlich verändert. Früher war eine bestimmte Anzahl von Bäumen pro Anwesen eingeteilt; bei der Gemeindereform wurden diese Rechte aufgehoben. Als noch keine Bierkutscher von Haus zu Haus oder wie heute Bierautos in jedes Anwesen fuhren, war wohl das einfachste Getränk auf dem Lande neben Wasser, Milch und Bier vornehmlich der Apfelwein und es gab fast kein Haus, in dem nicht im Herbst Äpfel zu Süßmost oder Most (Apfelwein) gepresst wurden. Laut Auskunft des früheren Bürgermeisters und Ehrenbürgers der Stadt Wörth a. d. Donau, Franz Beutl, befindet sich diese letzte gemeindliche alte Obstpresse z. Zt. als Leihgabe im Bacherer Weinmuseum als Ausstellungsstück. So wie es in Kiefenholz üblich war, Obstwein zu keltern, war es auch vor hundert Jahren in mehreren Orten im Donautal oder im Vorwald üblich, sich vom eigenen Obstgarten oder von den Weintrauben an der Hauswand den eigenen Haustrunk zu machen.

Apfelwein, diese perlende, Wein gleichende Flüssigkeit unterscheidet sich vom Traubenwein hauptsächlich durch das Fehlen von Weinsäure, welche durch die Apfelsäure ersetzt ist. Unser heimischer Apfelwein hat alle guten Eigenschaften und seine Reinheit ist die sicherste Gewähr einer wohl bekömmlichen Qualität. Es würde zu weit führen, hier auf die Herstellung des Apfelweines einzugehen, Hauptsache ist, dass die mit der Zubereitung des Apfelweines zusammenhängenden Arbeiten richtig und mit peinlichster Reinlichkeit durchgeführt werden. Als heimisches Produkt findet man Apfelwein in der Oberpfalz noch nicht so lange wie im nachbarlichen Niederbayern. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Oberpfälzer Haustrunk der kleinen Leute auch ein industriellen Zweig geschaffen. Der erste eingerichtete Betrieb größeren Stiles war in Regensburg die im Jahre 1908 durch Joseph Endl mit großen Opfern geschaffene leistungsfähige Regensburger Apfelweinkelterei, die in der Tat einem stark empfundenen Bedürfnisse für solche Leute, die kein Obst hatten, abgeholfen hat. Sogar auf der Oberpfälzer Kreisausstellung 1910 wurde Apfelwein von der Firma Joseph Endl schoppenweise ausgeschenkt und konnte preisgekrönt das Ausstellungsgelände verlassen. Dieser Apfelwein wurde auch um diese Zeit von ärztlicher Seite als medizinisches Heilmittel - zumal gegen Fettsucht, Zuckerkrankheit usw. - empfohlen und anerkannt. Vom Obstbauvereinen in der Neumarkter Gegend wurden im Jahre 1910 allein 129 Hektoliter gekeltert. Die Gesamtproduktion dieser kleinen Keltereien wurde durch die Regensburger Apfelweinkelterei Endl weit überholt. Diese hatte in den Jahren 1908 bis 1912 über 3600 Hektoliter gekeltert, so dass auf das Jahr durchschnittlich mehr als 700 Hektoliter trafen.

Zu den Obstweinen gehören auch die Beerenweine und um 1870 begann der Regenstaufer Apotheker Dr. Pfannenstiel, aus der Heidelbeere (Schwarzbeere) in größerem Maße Heidelbeerweine verschiedenen Charakters herzustellen. Damit hat Dr. Pfannenstiel einen neuen Industriezweig geschaffen, der zahlreichen Bewohnern unserer Umgebung in den Sommermonaten durch Beerensammeln einen lohnenden Verdienst brachte. Die bekannte „Heidelbeerwein-Kelterei Regenstauf-München Dr. Adolf Pfannestiel & Pohl“ und die Apfelweinkelterei Joseph Endl waren damit vor über hundert Jahren nicht nur Hersteller von guten Obstsäften und Obstweinen sondern auch Arbeitgeber für den Bayerischen Vorwald. Das Obst wurde dadurch zum Brot unserer Heimat.