Eisenverarbeitung

von Fritz Jörgl (20.04.2002)

Eisenschlacke
Eisenschlacke

Von der Eisenverarbeitung in der mittleren Oberpfalz und im Vorwald um Wörth / Brennberg.

Die historischen Untersuchungen des oberpfälzischen Berg- und Hüttenwesens ergab, dass sich eine intensive Eisengewinnung aus vorchristlicher Zeit nachweisen lässt. "Überall in den Wäldern stößt man auf die Schlackenhalden und mancher Schmelzofen kann nachgewiesen werden" berichten Chronisten in verschiedenen Bänden des Historischen Vereins.

Schon die Namen der Oberpfälzer Gebirge wie Böhmerwald, Oberpfälzer Wald und Bayerischer Wald sagen, dass hier einst große Wälder standen. Im Durchschnitt beträgt heute der Waldbestand an der Gesamtfläche der Oberpfalz etwa ein Viertel. Bemerkenswert ist der Flussreichtum der Oberpfalz. Hier durchzieht ein "dichtes Netz" von Wasserläufen, dass für den Transport an Eisenerz und deren Verarbeitung von großer Wichtigkeit war. Der vordere Bayerische Wald nimmt die quadratische Fläche zwischen Ober- und Unterlauf des Regens und der Donau ein. Die Berge dieser Waldgegend erreichen eine durchschnittliche Höhe von 700 Meter, sie fallen zur Donau und den übrigen Seitentälern auf 400 bis 500 Meter ab. Dieser Boden eignet sich wenig zur Landwirtschaft. Zum Ersatz legte ihm die Natur zahlreiche Mineralien in den Schoß und den weitaus größten Anteil haben die Eisenerze. Die überaus günstigen Standortbedingungen ( Erz, Wasser, Wald ) ließen auch den Bergbau nördlich von Wörth für Eisenverarbeitung erblühen. Es entstanden im Mittelalter Hammermühlen und Waffenschmieden in der gesamten Oberpfalz.. In unserer Umgebung von Wiesent, Sulzbach, Brennberg und Wiesenfelden waren die vorhandenen Eisenwerke mit der Amberger Eisenindustrie schon im Jahre 1387 verbunden.

Die ersten Nachweise der Gewinnung und Verhüttung von Eisenerz in der Oberpfalz führen bis 500 v. Chr. zurück. Um 900 n. Chr. sollen die ersten Erzberge und der erste Eisenhammer "im Eichenforst an der Vils" - also im heutigen Stadtbezirk Amberg - erwähnt worden sein.

Die Umwandlung des Erzes zu schmiedbarem Eisen erfolgte in Schachtöfen und Trethütten die ursprünglich in der Nähe bei den Eisenerzen lagen und die möglichst an den Berghängen zur Ausnützung des Hangwindes standen. Als man jedoch lernte, das Wasser in den Dienst der Eisenerzeugung zu stellen und damit die Gebläse der Schmelzfeuer und die Schmiedehämmer zu betreiben, lösten sich die Werke von den Erzgruben und siedelten sich an den Läufen der zahlreichen Flüsse an, von denen man mitunter sowohl Seitenarme abzweigte als sie auch zu Stauanlagen benutzte. Man zog sozusagen vom Berg ins Tal. Die Bäche wie der Otterbach und der Höllbach waren dazu bestens geeignet.

Diese Hammerwerke oder Hammermühlen waren schon um das 13. Jahrhundert in unserer Gegend anzutreffen und erlangten ein sich ständig vergrößerndes wirtschaftliches Gewicht.

Die Ortsnamen "Hammermühle und Waffenschmiede" erinnern uns noch heute an die Gründerzeit der Eisenverarbeitung in dieser Gegend.

Auch die Eintragung einer "Eisenschütt" zwischen Kiefenholz und Frengkofen im Landgericht Wörth älterer Ordnung erinnert an die Erztransporte auf der Donau. (Staatsarchiv Amberg). Im Band VO 91 der Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg von 1951 beschreibt Dipl. Ing. Franz Michael Ress die Geschichte der Eisenindustrie in unserer Umgebung folgendermaßen: "Der Rattenberg wird des öfteren als Sitz eines Eisenbergwerkes genannt. Nördlich davon der Ort Neuhammer. Westlich in einer Entfernung von 17 km. der Ort Wiesenfelden. Im Jahre 1387 stand dort ein Hammerwerk. Bezeichnet ist auch, daß weiter westlich am Unterlauf des Wildbaches eine Gruppe von Eisenhämmer stand. 1387 werden angeführt die Werke Brennberg, Heilsberg und zur Dosmühle. Seit sich die Hämmer der Gegend von der " Hammereinigung " von Amberg - Sulzbach um die Wende des 15. Jahrhunderts lösten, fehlt von ihrem weiteren Schicksal jede Spur. Sie sind auf keinen Fall eingegangen. Eine Klärung können lokale Forschungen bringen. Wahrscheinlich verhütteten sie die Eisenerze der Gruben um Donaustauf und Regensburg."

Die Hammermühle am Höllbach bei Brennberg war einst von größter Bedeutung. Man findet heute noch zwischen der Höllmühle und Hammermühle Schlackenhalden und Grundmauern die an diese Schmelzanlage hinweisen. Der Hochofen wurde mit Holzkohlen unterhalten, die ja in der hiesigen Gegend leicht zu gewinnen waren. Der Verfasser Hans K. H. Schreier beschrieb 2001 umfassend in seinem Buch " Brennbergs Anwesen " die Hammermühle am Höllbach: "Die Steine, die großen Granitblöcke, die den Hammer trugen, sind noch vorhanden und zu sehen. Ausserdem kann man im Gelände noch die Lage der Hammerwerk-Gebäude erkennen. Sogar der Wassergraben, dessen Wasser die Hämmer betrieb, ist noch vorhanden. Das Eisenerz für den Hochofen brachten Fuhrleute auf der Route über Schwandorf - Nittenau von den Amberger Gruben herbei. Eisenerzbeladene Fuhrwerke standen oft in einer Reihe von fast einem Kilometer Länge hintereinander, ehe sie entladen wurden. In der Blütezeit arbeiteten zwölf Gesellen nachts und zwölf weitere tagsüber auf dem Anwesen. In der Zeit, als der Hammer noch betrieben wurde, existierte auch noch eine Gastwirtschaft."

In alten Urkunden wird das Hammerwerk Heilsberg in der Gemeinde Dietersweg, nördlich von Wiesent wie folgt erwähnt: " Jörg Herttenberger ( oder Helmberger ) und sein Bruder Heinrich verkauften am Aschermittwoch, den 2. März 1435, den Hammer zu Haylsperg und die Mühle unter Haylsperg an Wieland von Freiberg, einen illegitimen Sohn Herzog Ludwigs des Gebarteten von Bayern - Ingolstadt. " ( RB XIII, S.331 ) Diese alte " Heilsbergmühle " wurde dann 1909 als Gründungszentrale zur Stromversorgung des Marktes Wörth umgebaut, mit einer Leistung von 50 PS , und um 1933 wurde die Wasserkraftanlage " Heilsberg " Werk I erbaut.

Wie Prof. Johann Georg Lori in seiner " Geschichte des bayerischen Bergrechts " (1764 ) berichtet, " betrieb ein Johann Dersch schon 1387 ein Hammerwerk in Heilsberg. Dersch wurde im genannten Jahre Mitglied der Hammereinigung, die Amberg und Sulzbach miteinander schlossen". (aus "Die Oberpfalz" 1953 / 7)

In der Amberger "Hammereinigung" in Jahre 1387 wird auch der Hammer zur Dosmühle oder Doosmühle "zu der Dozz" bei Brennberg und die Hammermühle in der Nähe von Wiesenfelden beschrieben (heute ein privates E-Werk).

Bekannt ist noch die Waffenschmiede bei Wiesent. Ende des 18. Jahrhunderts soll auf der Waffenschmiede noch eine Gipsmühle existiert haben. Dann wurde sie zur Hammerschmiede, in der man unter anderem Schiffsanker, Haken, Grobteile und noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts landwirtschaftliche Geräte herstellte. Das Sägewerk geht etwa auf das Jahr 1895 zurück und es wurde noch bis in die 80er Jahre als Sägewerk betrieben.

Die Hammermühle Nähe der Klamm Sulzbach / Donau wird auch als spätmittelalterliches Schien- und Stabhammerwerk um 1475 erwähnt.

Zur Schmelzung des Erzes und zum Schmieden des Eisens wurde die in diesen Raum gefertigte Holzkohle verwendet die dann beim Erz- und Eisenhandel mit der Hammervereinigung Amberg - Sulzbach umgetauscht wurde. Darum gab es im Raum Donaustauf und Falkenstein um diese Zeit zahlreiche Kohlenbrenner und Aschenbrenner, die den Waldreichtum ausnützten und Holzkohlen zur Erzverschmelzung und Eisenverarbeitung für die damalige Eisenwerke im Oberpfälzer Raum herstellten. Das zu verarbeitende Roheisen wurde von Amberg aus auf der Vils und Naab mit Kähnen zum Donauhafen nach Regensburg gebracht und von dort aus mit dem Fuhrwerken in die Vorwaldgegend gefahren, was umgekehrt mit dem Grubenholz und der Holzkohle geschah. Die Eisenhämmer und Schmelzöfen der mittleren Oberpfalz ( Keimzelle um Amberg ) hatten demnach bereits zum beginnenden 14. Jahrhundert den Oberpfälzer Wald stark gelichtet, da die Eisenwerke und Gruben laufend größere Mengen an Bergholz und Holzkohlen brauchten. Die Gefahr bestand in Zukunft, das benötigte Material aus dem weiter entfernten Vorderen Bayerischen Wald einzuführen. Nach Urkunden verbrauchte ein Eisenhammer wöchentlich rund 60 Wagen Holzkohle und Brennholz.

In den sogenannten Waffenhämmern oder Waffenschmieden - letztere Gattung wurde erst im ausgehenden Mittelalter genannt wurden die verschiedensten Arten von Waren erzeugt. Vor allem Werkzeuge wie Schaufeln, Sensen, Beile, Ketten, Schiffsanker, Pflüge, weniger Waffen, wie man eigentlich annehmen müßte. Hierbei nur gröbere Sorten wie etwa Spieße und Schwerter.

Bei dieser Eisengewinnung und Verarbeitung gab es viele Berufsbezeichnungen die heute noch als Familiennamen erhalten sind. Hier einige Beispiele: Hüttenkapfer, Hüttenmeister, Hüttenknecht, Hammermeister, Hammerschmied, Blechschmied, Schmiedmeister, Schmiedknecht, Hauer, Zerrener, Bergknappe, Steiger, Ausschieber, Köhler oder Aschenbrenner, Kohlenmesser, Sturzer, Einfasser, Wasserknecht, Fuhrmann, Schiffer, Holzknecht oder Holzfäller und Schmelzer. Gleichgültig welchen Beruf sie ausübten: Beim Transport im Hüttenwesen oder im Eisenhammer fanden sie durch gute Bezahlung ihr Auskommen. Fast alle Bevölkerungsteile der Oberpfalz profitierten von der Eisenverarbeitung. Der Gipfelpunkt, sowohl in der Anzahl der Betriebe als auch der Produktion, wurde im 15. Jahrhundert erreicht. 1475 waren etwa 12000 Menschen in der Eisenindustrie der Oberpfalz tätig, das war ein Viertel der damaligen Oberpfälzer Gesamtbevölkerung. Aus dieser Höhe sank unsere Oberpfälzer Heimat in den nächsten Jahrhunderten zur armen " Steinpfalz " ab. Die Ursache lag einmal in der Erschöpfung mancher Erzlager aber auch in der Minderung des Waldbestandes, der sich nicht mehr so schnell erholte. Zum andern erlitt die Oberpfalz ein unbarmherziges Schicksal durch eine Kette zahlreicher kriegerischer Ereignisse.

Wann genau die Eisenproduktion in unserer Gegend eingestellt wurde, kann aus Festschriften und Chroniken der Gemeinden und örtlichen Vereine über die noch namentlich genannten Mühlen nachgelesen werden. Meistens wurden diese ehemaligen Hammermühlen als Stromerzeuger, Sägewerke, Getreidemühlen oder als Gasthäuser umgebaut oder betreiben heute nur noch Holz-, Land- oder Gastwirtschaft. Als die Falkensteiner um 1896 eine Lokalbahn beantragten, teilte sogar der Bergwerksbesitzer Franz Bormann aus Kattowitz mit, daß er eine Falkensteiner Bahn nach Kräften unterstützen würde, wenn diese nur über Brennberg oder nahe vorbei geführt würde, damit er dort sein Grubenholz aus den Lagern Hammermühle und Dosmühle verladen könne. (siehe Landkreisbuch Regensburg)

Da die Nachkommenschaft der früheren Besitzer an den alten Gebäuden keine Zukunft mehr sahen, wurde manche Mühle an Interessenten aus der benachbarten Großstadt verkauft. Ruhig gelegen an Wanderwegen im Wildbachtal gehören sie zu den schönen, historischen Ausflugszielen an denen die Wanderer in unserer Waldgegend an Wochenenden und Urlaubszeit vorbei ziehen.