Rheinbund, Chance für eine Reichsreform

Festakt auf Schloss Wörth / Dr. Konrad Färber hielt den Festvortrag

Bericht von Engelbert Weiß (MZ) über den Festakt "200 Jahre Rheinbundakte"

Die Dalberg-Akte
Die Dalberg-Akte

WÖRTH (we). Am 26. Juli 1806 wurde mit der Unterzeichnung der Rheinbundakte auf Schloss Wörth durch Erzkanzler Carl Theodor von Dalberg europäische Geschichte geschrieben. Der Landkreis, der Historische Verein Regensburg/Oberpfalz und die Stadt Wörth luden zum 200. Jahrestag zum Festakt ins Schloss.

Vortrag Dr. Färber
Vortrag Dr. Färber

Den Festvortrag zu einem Ereignis, das Wörth in den Mittelpunkt europäischer Geschichte rückte, hielt Dr. Konrad M. Färber. Der langjährige Leiter des Universitäts-Buchverlages Regensburg und des Buchverlages der Mittelbayerischen Zeitung und jetzige MZ-Verlagsberater hatte einst über Carl von Dalberg seine Doktorarbeit geschrieben. In seinem fast einstündigen Festvortrag vermittelte er einprägsam und unterhaltend Einzelheiten zur Vorbereitung der Rheinbundakte und zur Vertragsunterzeichnung im Rondellzimmer auf Schloss Wörth.

Szenische Darstellung der Kolping-Theaterbühne
Szenische Darstellung der Kolping-Theaterbühne

Am Abend des 26. Juli 1806 saß damals ein 62-jähriger Mann an einem kleinen Schreibtisch im Rondellzimmer des Wörther Schlosses. Kurfürst und Erzbischof Carl von Dalberg, der Erzkanzler des Alten Reiches und Direktor des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg, war nach Wörth geflüchtet und hatte tagelang mit sich gerungen, bis er zur Unterzeichnung der von Napoleon diktierten Rheinbundakte letztlich gezwungen wurde. „Manchmal müssen eben die Mächtigen dieser Welt etwas unterschreiben, was die Zeit, was die Geschichte von ihnen verlangt, auch wenn es ihnen persönlich gegen den Strich geht“, sagte Dr. Färber.

Dalberg-Ausstellung
Dalberg-Ausstellung

Mit zittriger Hand setzte Erzkanzler Von Dalberg bei Kerzenschein seine Unterschrift unter das denkwürdige Dokument, in dem sich zunächst 16 Südstaaten zu einer militärischen Allianz mit Napoleon verpflichten. Mit der Gründung des Rheinbundes war schließlich das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eingeläutet. „Selbst wenn der Rheinbund in letzter Konsequenz primär eine Militärallianz blieb, so sollte er nach den ursprünglichen Plänen weit darüber hinaus gehen“, informierte Färber. Eine Bundesverfassung und ein Bundesgerichtshof sei geplant gewesen, das von Napoleon geschaffene Zivilrecht sollte eingeführt werden, Gewerbefreiheit, Religionsfreiheit, die Pressefreiheit, die Abschaffung der Leibeigenschaft sei geplant gewesen. „Wie die Geschichte zeigt, hat Napoleon Europa nicht nur mit blutigen Kriegen überzogen, sondern auch zahlreiche Reformen und Modernisierungsprozesse beschleunigt.“

Die Dalberg-Theatergruppe
Die Dalberg-Theatergruppe

Eindrucksvoll stellte das Kolpingtheater Wörth szenisch auf der Bühne dar, was Dr. Färber vorgetragen hatte. Die Stadtkapelle Wörth sorgte für den musikalischen Rahmen, zu dem auch die Marseillaise, die französische Nationalhymne, gehörte. Anschließend lud der Landkreis die rund 150 Besucher zum Stehimbiss.