200 Jahre Apothekengeschichte in Wörth

Die von Fürstsprimas Carl von Dalberg 1809 gegründete und von der Landgerichtsapotheke und Schlossapotheke gewordene Hofapotheke in Wörth

von Fritz Jörgl (veröffentlicht 2009)

Zweihundert Jahre Apothekengeschichte in Wörth an der Donau, das heißt zweihundert Jahre gewissenhafte und dankbar anerkannte Versorgung der Bevölkerung mit Arznei- und Pflegemittel. Es ist eine verhältnismäßig kurze Zeit im Hinblick auf das Alter des Ortes Wörth an der Donau, der urkundlich seit über 1225 Jahre besteht. Vor der Gründung der Apotheke in Wörth machten ansässige Wundärzte die dringendst benötigten Arzneimittel selbst. Aus der schon im Jahre 1771 erwähnten alten Manualapotheke des Wundarztes J. Klinger - eines Vorfahren des approbierten Baders Pausch - sind noch ein Arbeitstisch, Arbeitsgeräte und einige Gefäße vorhanden, die dann später z.T. von der Familie Pausch an den Hofapotheker August Essenwein übergeben wurden. Der Rest befindet sich noch heute bei den Angehörigen im Baderhaus bei der Walch.

Aus einem Bericht des Landgerichtes Wörth vom 28.11.1808 an das "Fürstprimatische Landesdirektorium in Regensburg" geht hervor, dass Letzteres dem Landgerichtsarzte in Wörth schon vor längerer Zeit die Anlegung einer Apotheke zur Pflicht gemacht hatte. In diesem ist zu lesen: „Die Einrichtung einer so wichtigen jeden Augenblick nötigen Hilfsanstalt ginge am schnellsten, wenn das Hilfssubjekt mit den nötigen, aus der Aerarialapotheke - gemeint ist die Apotheke des Reichstiftes St. Emmeram in Regensburg - nach Wörth gesendet würde; diese Apotheke sei auch hinsichtlich Fortdauer und Abnahme gesichert, da in einem großen Umkreis keine andere Apotheke vorhanden sei, auch der Handverkauf einen guten Markt verspreche, welcher sich noch bedeutend erweitern wird, wenn die neuen Instruktionen für Bader und Hebammen wirklich in Anwendung kommen und das bisher bestandene Umsetzen offizieller Artikel durch Krämer etc. Zugleich aufgehoben würde. Diese Vorteile hätten auch bereits bei 2 Individuen der Regensburger Apotheken den Wunsch erregt, auf eigen Kosten eine Apotheke zu etablieren, falls eine Filiale nicht angelegt würde."

Wegen der unguten Finanzen und der bedrängten Lage in jener Kriegszeit wurde das Vorhaben, eine staatliche Apotheke in Wörth zu errichten, abgelehnt. Da der Fürstprimas und Fürstbischof von Dalberg aber doch eine Apotheke in seinem Sommersitz Wörth haben wollte, wurde dem Apotheker die Befreiung von bürgerlichen Lasten ausdrücklich zugesagt.

So heißt es in der betreffenden Entschließung:

„Daß 1. die Errichtung der Apotheke nicht auf staatliche, sondern auf eigene Kosten des Apothekers geschehe.

Daß 2. in Hinsicht des mit der Errichtung der Apotheke verbundenen Kostenaufwands dem Unternehmer das freye Bürgerrecht und eine zehnjährige Befreiung von allen Abgaben gnädigst bewilligt wurde.

Daß 3. von Seite der Landespolizei auf verbotenen Handel mit Medikamenten gewacht und den inländischen Landbadern diese Apotheke vorzüglich zum Besuch empfohlen würde.

4. Sie sich nach dem eingeführten gesetzmäßigen Dispensatorio und der festgesetzten Apothekertaxe - im Falle das Lokale hierin nicht eine Abweichung notwendig machen sollte - bemessen müßte".

Unter diesen „Bedingnissen„ wird am 7. April 1809 dem Apotheker Carl Heinrich Popp aus Wunsiedel, Provisor in der Strehlin`schen (Engel) Apotheke in Regensburg die Gründung der „Dalbergapotheke„ übertragen. Mitten in seinen Vorbereitungen wird Popp zum Militär eingezogen und musste im Militärhospital in Regensburg bis 1810 Dienst leisten. Erst dann konnte Popp seine Apotheke betreiben.

Hatte man sich vor Eröffnung der Apotheke sowohl auf amtliche wie auch auf Apothekers-Seite großen Hoffnungen „auf einen guten Markt„ hingegeben, sah es in Wirklichkeit anders aus.

In einem amtlichen Schriftstück aus jener Zeit heißt es: „der unglückliche Krieg belaste auch die Bürger und die Innleute schwer, Handel und Wandel stocke, dazu die Geldknappheit und Teuerung im Lande, die hohen Steuern seien kaum aufzubringen„.

In einem Gutachten des Landgerichtsarztes vom Oktober 1812 heißt es ferner: „Die Apotheke hätte bei dem eingeschlichenen häufigen Medikamentenverkauf der Pfuscher und Quacksalber schon ein harten Stand, zumal auch schon in Straubing, Cham, Roding, Regensburg und Mallersdorf Apotheken seien".

Anderseits beklagte sich der Apotheker in einem Schreiben an das Landgericht, dass nur selten Rezepte anzufertigen seien, weil der Landgerichtsarzt selbst Arzneimittel abgebe. Also war zwischen Arzt und Apotheker in dieser Zeit mehr Konkurrenz als Zusammenarbeit. Unter diesen Umständen brauchte sich niemand zu wundern, wenn der Apotheker Popp eine andere Gelegenheit benützte, um sich zu verbessern. Nachdem Karl von Dalberg das Hochstift Regensburg verloren hatte und Wörth mit Regensburg an Bayern kam, fielen die Gebäude des Reichsstiftes St. Emmeram an das fürstliche Haus Thurn und Taxis. Dem vorbildlichen wissenschaftlichen Betrieb vor der Säkularisierung 1810 dienten als Hilfsmittel ein physikalisches Kabinett und ein der Klosterapotheke angeschlossenes Laboratorium. Da musste die Stiftsapotheke aus den Klosterräumen entfernt werden, sie wurde im September 1811 zur Versteigerung ausgeschrieben. Im November des gleichen Jahres genehmigte der König Max I. den Verkauf für das Meistgebot von 7 125 fl. des Landgerichtapothekers zu Wörth, Karl Heinrich Popp; Schätzwert der Apothekergerechtigkeit und der vorhandenen Materialvorräte war nur 4 026 fl. 39 kr.

1812 verlegte Popp die Apotheke von St. Emmeram in Räume der Innenstadt und ab 1830 zur Ecke Kassiansplatz - Pfauengasse, wo sie bis heute ihren Standort hat und den Namen St. Emmeram-Hofapotheke trägt. Der Apotheker Karl Heinrich Popp erwarb dadurch auch 1812 das Bürgerrecht in Regensburg, der dann die Wörther Apotheke als eine Filiale weiterbetrieb, wozu er allerdings erst im April 1813 die Genehmigung erhielt. Die sogenannte „Dalberg„ Apotheke war zunächst im Hause des Anton Kreß Nummer 19 gegenüber der Kirche untergebracht und zwar sicherlich recht einfach, denn aus einer Urkunde geht hervor, dass nur Offizin und Wohnzimmer vorhanden waren und eine Kräuterkiste auf der Flötz. Trägt nun die mangelhafte Einrichtung die Schuld, dass die Apotheke so wenig in Anspruch genommen wurde, oder ist schuld, dass Popp sich so wenig für seine Filiale in Wörth sorgte und die Apotheke endlich aufgab.

Im Dezember 1814 übergab Popp die Apotheke an den aus Schwarzenberg (Ofr.) stammenden Apotheker Josef Grandjean. Die Apotheke bleibt weiterhin in Miete, aber nicht immer im gleichen Hause, denn 1915 ist als Hausherr August Rieger genannt, der Besitzer des Kaisermetzgerhauses Nr. 24 (in der Nähe der Brauerei Zierer).

Im Oktober 1815 verpachtet Grandjean die Apotheke für zwei Jahre an Ferdinand Müller, der allerdings von Amtswegen nicht anerkannt wurde und Grandjean war 1816 wieder Apotheker in Wörth. Im Herbst 1818 lies Granjean unter Verkauf seiner Möbel die Apotheke im Stich, die Arzneimittel hinterlegte er im Pfarrhof.

Der frühre Besitzer Carl Heinrich Popp wird vom Herrschaftsgericht Wörth aufgefordert, für die jetzt „Kgl. Landgerichtapotheke„ zu sorgen. Popp hat abwechselnd Provisoren und Pächter eingestellt, als letzten 1819 bis 1820 den Apotheker Heinrich Kießner aus Gemünden (Ufr.). Es ist immer das Gleiche: Die Apotheke will und will nicht recht gehen, bis Popp sich dazu entschließt, das „ludeigene„ Haus Schlossstrasse 119, (später Spenglermeister Papp) mit Krämereigerechtigkeit, Neukramerhaus genannt, zu kaufen.

Im Jahre 1822 übergab Popp nun die Apotheke dem Apotheker Heinrich Golze aus Göttingen auf 6 Jahre in Pacht.

Als Popp 1828 die Apotheke an Heinrich Friedrich Heerwagen aus Bayreuth verkaufte, wollte Golze eine zweite Apotheke in Wörth aufmachen, was allerdings von den Behörden nicht genehmigt wurde. Zu dieser Zeit gab es in den größeren Orten Schwandorf und Furth im Wald noch keine Apotheke. Karl Heinrich Popp stirbt am 1. Mai 1853 als Bürger und Apotheker in Regensburg. Er wurde 73 Jahre alt.

Heerwagen behält die Apotheke 9 Jahre und verkauft sie dann am 15. Mai 1837 an Arnold von Günther aus Eichstätt, der mit der Apotheke recht zufrieden war, bis ein großes Unglück über ihn hereinbrach. Am Pfingstsamstag 1841 entstand in der Schlossstrasse durch Unvorsichtigkeit nahe der Apotheke ein Brand, in dem mehr als zwei Drittel des sogenannten unteren und über die Hälfte des oberen Marktes in Schutt und Asche gelegt wurde. Der Brandleider und Apotheker Arnold von Günther errichtete von 1841 bis 1842 in der neuen Ludwigstrasse einen für die damalige Zeit stattlichen Bau, der rund 90 Jahre die Apotheke beherbergte.

Arnold von Günther wurde längere Zeit krank und verkaufte daher das Geschäft im September 1844 an den Apotheker Otto Ostermeier aus München, der in seinem Laboratorium nach einem besonderen Privileg künstliches Zahn-Emaille für hohle Zähne herstellte - damals etwas ganz Neues. Sein Nachfolger wurde im Februar 1858 Franz Xaver Forsteichner aus Freising, der die mit der Apotheke verbundene reale Kaufmannsgerechtigkeit an Wolfgang und Anna Schreiner aus Wörth, wohnhaft in der Straubinger Straße (von Link´sches Anwesen) verkaufte.

Die folgenden Besitzer der Apotheke waren:

Im November 1862 August Rambauer aus Passau,

Im Dezember 1878 Martin Lautenschlager aus Hemau,

Im April 1882 Kaspar Meisner aus Volkach (Ufr.)

Im August 1887 Josef Pfad aus München,

Im April 1895 Johann Koller aus München,

Im Mai 1903 Herrmann Berchthold aus München