Schloss Wörth a.d. Donau
von Ludwig Schindler
In der Wörther Schuegraf-Chronik ist zu lesen: "Wie mit einem Schlag vernichtete auf einmal ein im Osten aufsteigendes Gewitter Kloster und Fluren und verwandelte es in Steingaus. Die Hunnen brachen nämlich in einer Unzahl über ihre Grenzen ins Bayern und verwüsteten es gänzlich. Mehr als 23 Klöster wurden von ihnen zerstört..."
Dieses Unheil widerfuhr dem damaligen Herzogtum Bayern im Jahre 909. Wörth erholte sich langsam wieder von diesem schweren Schlag. In diese Epoche fällt die Errichtung einer Burg auf dem heutigen Schlossberg. Freilich hieß die Anhöhe dazumal noch nicht so. Stattdessen war die Bezeichnung "Auf'n Berg" geläufig.
Die dort erstellte Veste diente ihren Herren, den Fürstbischöfen von Regensburg, in Kriegszeiten, bot aber auch den Hintersassen ( = unselbständige Kleinbauern) und den Bürgern sicheren Hort vor den Angreifern..
Ob an gleicher Stelle in der Karolingerzeit etwa um 800 schon eine Gaugrafenburg gestanden hat und ob "Auf'n Berg" vielleicht eine Kultstätte der Kelten gewesen ist, wird zwar immer wieder angeführt, kann aber nicht belegt werden.
Die Veste Werd wurde im 16. und 17. Jahrhundert in einer langen und bemerkenswerten Umbauphase zu einem Schloss im Renaissance-Stil gestaltet. Dieses mächtige Gebäude war dann durch Jahrhunderte beliebter Sommeraufenthalt der Regensbuger Fürstbischöfe. Daneben gab es immer wieder Zeiten, wo die Schlossherren die gesamte Hofhaltung nach Wörth verlegten und das Bistum von hier aus verwalteten. So ließ 1285 Bischof Heinrich, Graf von Rotteneck, auf Werd sehr zum Ärger der Regensburger sogar die bischöfliche Münzstätte aufschlagen.
Die Herrschaft der Kirchenfürsten ging im Jahre 1810 jäh zu Ende. Das Schloss und die umliegenden Waldungen wurden vom Königreich Bayern säkularisiert, also verstaatlicht. Aber schon 1812 erhielt Wörth einen neuen Herren. In jenem Jahr schuf Bayern die Staatspost. Abgelöst wurden deshalb die Postrechte des damaligen Reichspostmeisters Carl Alexander von Thurn und Taxis. Bezahlt wurde hierfür unter anderem auch mit Immobilien, die man, wie im Falle Wörth, der Kirche wegenommen hatte.
Der Herzog von Wörth und Donaustauf, dieser vererbliche Titel wurde dem Hause Thurn und Taxis 1899 verliehen, veräußerte sein Schloss 1978, und seitdem ist es im Besitz einer Eigentümergemeinschaft. "pro seniore", bis 1998 DSK, hat es 1988 angemietet und betreibt dort ein Seniorenwohnheim mit einer größeren Pflegeabteilung.
Nutzung der Schlossanlage
914 -1810 | Zunächst Fliehburg, dann wehrhafte Sommerresidenz der Regensburger Kirchenfürsten |
1444 - 1939 | Im "Vorderen Schlossstock" ( = Dienstgebäude) war das Landgericht älterer Ordnung und später das Amtsgericht untergebracht. |
1933 - 1935 | Reichsarbeitsdienstlager |
1946 - 1947 | Jugendbegegnungsstätte "Sankt Martin" der Diözese Regensburg |
1949 - 1976 | Weiterbildungseinrichtung der Deutschen Bundesbahn (Bundesbahnschule) |
seit 1988 | Seniorenwohnstift, geleitet und betrieben von "pro seniore" (bis 1998: DSK = Deutsche Seniorenförderung und Krankenhilfe) |
Die Besitzer von Schloss Wörth
914 - 1810 | Fürstbischöfe von Regensburg |
1810 - 1812 | Königreich Bayern |
1812 - 1978 | Haus Thurn und Taxis in Regensburg |
1978 - 1983 | Bauunternehmer Adlhoch aus Mötzing; Kober/Dürst, Regensburg |
seit 1984 | Schlossherrengemeinschaft (50 Eigentümer, dabei ist auch der Landkreis Regensburg, dem 40% der Bausubstanz gehören, so der Bergfried, die Schlosskirche und das Rondellzimmer) |
(veröffentlicht in: Großgemeinde Stadt Wörth in Vergangenheit und Gegenwart, Straubing 2001)
Schlosskirche Sankt Martin Wörth a.d. Donau
Die Schlosskirche Wörth a.d. Donau wurde 1616 durch Fürstbischof Albert IV, Freiherr von Toerring (1613 -1649) erbaut, saniert durch den Landkreis Regensburg 1997/1998.
Hochaltar
Altarbild: "Tod Mariens" von Jakob Heybel, Regensburg, 1671
Medaillon: Krönung Mariens
Die Inschrift im Sockel des Altaraufsatzes lautet in der deutschen Übersetzung:
"GOTT, dem Dreifaltigen und Allmächtigen,
Maria, der ruhmvollsten Königin der Heiligen,
der barmherzigsten Mutter derer,
die im Todeskampfe liegen,
dem heiligen Martin, dem Bischof und
göttlichen Schutzpatron der Burg Wörth
und dem heiligen Sigismund, dem König
Märtyrer und einzigartigem Schutzheiligen hat er ihn
(=den Altar) gewidmet im Jahre 1671
Inschrift auf dem Medaillon über dem Hochaltarbild:
"Beschütze uns vor dem Feind
und steh' uns bei in der Stunde des Todes"
Linker Seitenaltar
Altarbild: "Das Jüngste Gericht" von Jakob Heybel, Regensburg, 1675
Medaillon: Letztes Abendmahl
Oberer Abschluss: Christus als Weltenherrscher Sankt Salvator
Linke Figur: Heiliger Wolfgang. Bischof von Regensburg (972-994)
Rechte Figur: Unbekannter heiliger Bischof
Predella: Das Schweißtuch der Veronika
Rechter Seitenaltar
Altarbild Martin teilt seinen Soldatenmantel mit einem Bettler (Ende des 17. Jahrhunderts)
Medaillon: Heiliger Sebastian
Oberer Abschluss Heilige Maria: "Den Mond zu ihren Füßen und auf ihrem Haupte einen Kranz von zwölf Sternen" (Geheime Offenbarung). Die Schlange unter ihren Füßen: "Eine Frau wird kommen und dir den Kopf zertreten" (Genesis).
Rechte und linke Figur: Unbekannte heilige Bischöfe
Die Fotos wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Manfred Winkler, Wörth.